World Usability Day 2009

Am 12. November 2009 gab es zum dritten Mal eine regionale Veranstaltung zum World Usability Day in Hannover. Der weltweite Aktionstag für benutzerfreundliche Produkte mit über 200 Events weltweit lockte Usability-Interessierte aus Praxis und Forschung dieses Jahr in das Café Konrad in Hannovers Altstadt. Die Veranstaltung bot ab 16 Uhr eine bunte Mischung aus spannenden Vorträgen und reichlich Diskussion:

Zunächst wurde spontan über mitgebrachte Fotos von Alltags-Usability-Problemen diskutiert. Egal, ob der mit der Handy-Kamera aufgenommene Papierkorb in Sidney oder der Kinosessel eines Schweriner Kinos: Wie immer machte es Spaß, sich einmal darüber auszutauschen, wann und wo man dem Thema Benutzerfreundlichkeit im täglichen Leben begegnet. Nach dem lockeren Auftakt begrüßte Steffen Weichert die Gäste im Namen von usability.de und der German UPA (Usability Professionals‘ Association).

Nachdem sich die Teilnehmer erst einmal mit Kaffee und Kuchen ausgestattet hatten, startete Sarah Nicolai (User Experience Consultant) mit einem Vortrag zum Thema Silver Surfer. Auf anschauliche und unterhaltsame Weise machte sie deutlich, was diese spezielle Zielgruppe von anderen Surfern im Internet unterscheidet und welche Implikationen sich dadurch für die Gestaltung von Webseiten ergeben. Bei der anschließenden Diskussion war man sich einig, dass Silver Surfer noch immer nicht ausreichend als Zielgruppe erkannt werden.

Eye Tracking-Studie von usability.de

Steffi Henkel (User Experience Consultant) stellte im Anschluss die aktuelle Eye Tracking-Studie von usability.de zur Google-Universal-Search dar. Die zentrale Frage war dabei: Wie verändert sich der Blickverlauf auf Google-Ergebnisseiten dadurch, dass auch Videos, Bilder oder Stadtpläne eingebunden werden? Im Gespräch ging es dann sogar noch einen Schritt weiter: Wer nutzt eigentlich eingebundene Maps oder Videos und bei welchen Fragestellungen sind sie wichtig? Werden sie nur dann von den Suchenden „ausgeblendet“, wenn sie für die Suchanfragen keine Rolle spielen oder kommt es zu einer Art Banner-Blindheit, also dem unbewusst ausblenden von nicht-textuellen Elementen? Diese und andere Fragen beschäftitgten die Teilnehmer.

User Experience und Interkulturelle Kommunikation

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Nach einer leckeren Stärkung ging es weiter mit dem dritten Thema: Wiebke Müller (Junior Projekt Managerin bei Ponton-Lab) widmete sich in ihrem Vortrag zu User Experience und Interkulturelle Kommunikation der Tatsache, dass Kultur uns nicht erst beim Überschreiten von Ländergrenzen begegnet. Selbst unterschiedliche Unternehmenskulturen können zu erheblichen Problemen in der Kommunikation bei User Experience Projekten führen. Als besondere Aspekte des Vortrags wurden in der anschließenden Diskussion die Videokonferenz und die Möglichkeiten und Grenzen non-verbaler Kommunikation z.B. im Chat kontrovers diskutiert. Was passiert, wenn die Mimik meines Projektpartners wegfällt, weil die Video-Konferenz hakt oder weil Mimik in einem Chat nicht ausreichend übermittelt wird? Einige Gäste brachten an dieser Stelle auch ihre Erfahrungen aus Webinaren ein.

Mentale Modelle

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Nadine Wacker (User Experience Designerin) schloss die Vortragsreihe schließlich mit der spannenden Frage, was passiert, wenn die Erwartungshaltung von Benutzern nicht mit der des Designers übereinstimmt: Mentale Modelle lautete ihr Thema. Anschaulich zeigte sie zunächst, was ein Mentales Modell ist und was passiert, wenn Entwickler und Designer vergessen, dass die Benutzer ihrer Produkte unter Umständen ein anderes Modell haben als sie. Ein scheinbar komplizierter Begriff wurde durch schöne Beispiele von Autoradios und Bürotüren leicht erklärt. Und dass auch zu fortgeschrittener Stunde die Diskussionsfreudigkeit der Gäste nicht nachließ, zeigte, dass mit dem Vortrag erneut auf großes Interesse gestoßen wurde.

Auf Wiedersehen bis zum nächsten Jahr

Bei Bier, Tee und Snacks klang der Abend schließlich aus. Teilnehmer und Organisatoren waren rundherum zufrieden. Neben den wunderbar „benutzerfreundlichen“, unterhaltsamen und spannenden Vorträgen trugen sicher auch die Räumlichkeiten zu einem gelungenen Abend bei: Allein die Anordung der Tische in einer gemütlichen „Tafel“ sorgte für eine diskussionsfreudige Runde, bei der es auch ein leichtes war, andere Teilnehmer und ihre Usability-Erfahrung kennenzulernen.

Auf Wiedersehen beim nächsten Stammtisch und natürlich im nächsten Jahr beim World Usability Day in Hannover!