World Usability Day 2019

Der Aktionstag rund um das Thema Usability und User Experience findet jedes Jahr weltweit in über 40 Ländern statt. Wie war der von usability.de veranstaltete World Usability Day in Hannover 2019? 

Viel los im Hafven bei der Eröffnung des World Usability Day 2019

Unter dem diesjährigen Motto “Designing for the future we want” erwartete die Besucher im Hafven eine bunte Mischung aus Vorträgen zu der Frage, wie wir eine nachhaltige und soziale Zukunft gestalten können. Nebenbei war natürlich auch Zeit, sich mit Professionals aus verschiedensten Branchen bei Fingerfood und Getränken auszutauschen.

Torsten Bartel von usability.de eröffnete die Veranstaltung mit einem kurzen Vortrag zur Enstehung des World Usability Day durch die UXPA (User Experience Professionals Association) und die German UPA, den deutschen Berufsverband. Er stellte das Metathema UX & Sustainability und führte durch den Abend.

Torsten Bartel erzählt, warum es den WUD gibt und wie er weltweit veranstaltet wird.
Der Staffelstab geht an Amadeus.

Umweltschutz und Psychologie

Zum Einstieg gab Amadeus Dillemuth von usability.de einen Einblick in das Zusammenspiel von Psychologie und Umweltschutz. Denn obwohl die Themen Umwelt und Klima für einen großen Teil der Bürger wichtig sind, spiegelt sich das oft nicht in unserem alltäglichen Handeln wider.

Amadeus erklärte, warum das so ist und was wir dagegen tun können. Zum Beispiel ist es wichtig, gut informiert zu sein. Denn wer weiß, dass es genauso viel Energie verbraucht, einen Liter Wasser zu kochen wie eine Energiesparlampe zehn Stunden lang brennen zu lassen, der denkt eher über sein Verhalten nach.

Außerdem sei es wichtig, negative Folgen von Umweltzerstörung und Klimawandel greifbar zu machen, denn Menschen sind eher zu umweltfreundlichem Handeln zu motivieren, wenn ihnen ein potenzieller Verlust vor Augen geführt wird. Letztendlich ist es nötig, Gewohnheiten zu ändern, um nachhaltig etwas zu bewirken, sodass umweltfreundliches Verhalten zum “normalen” Verhalten wird.

Amadeus Dillemuth mit seinem Vortrag zu Umweltschutz und Psychologie

Digital Green Nudges

Im Anschluss stellte Gesine Quint von usability.de ein Projekt vor, das sich damit beschäftigt, Menschen zu nachhaltigerem Verhalten zu bewegen. Im Rahmen einer studentischen Abschlussarbeit, die gerade in Kooperation mit usability.de durchgeführt wird, untersuchte Helene Spiess mit Hilfe von Usability-Tests welche Wirkung so genannte Digital Green Nudges auf das Nutzerverhalten haben.

Nudging heißt soviel wie anstupsen / anstoßen; Digital Green Nudges beschreiben alle Maßnahmen, die durch UX Designer ausgestaltet und auf einer Benutzeroberfläche eingebaut werden, um umweltfreundliches Verhalten zu fördern.

Konkret wurde dies am Beispiel der Reisebuchungsplattform fromAtoB getestet. Dort wird der CO2-Ausstoß von Reiseverbindungen angezeigt mit dem Ziel, die Nutzer dazu zu bewegen, sich für klimafreundlichere Varianten zu entscheiden – z.B. Bahn statt Flugzeug.

Im Usability-Test zeigte sich, dass die Nutzer die entsprechenden Hinweise entweder nicht wahrnahmen oder nicht verstanden. Hier blieben viele Fragen offen. Die Untersuchung ist aktuell noch nicht abgeschlossen, aber die Ergebnisse zeigten bereits deutlich, welchen enormen Einfluss UX Designer mit der richtigen Ausgestaltung solcher Elemente nehmen können.  

Gesine Quint erklärt das Konzept der Digtital Green Nudges.

Nachhaltige Projekte

Im Anschluss stellten Gesine und Torsten  noch einige nachhaltige Projekte vor, wie die App Too Good to Go, die es zum Ziel hat, der Lebensmittelverschwendung entgegen zu wirken. Restaurants und Lebensmittelgeschäfte können darüber nicht verkaufte Gerichte und Waren zu einem günstigen Preis anbieten statt sie zu entsorgen. Die Nutzer können in der App sehen, wo Essen übrig ist und direkt ein Paket kaufen. Im Geschäft bekommen sie dann eine “Wundertüte” mit gutem Essen für wenig Geld.

Ein weiteres Beispielprojekt ist enyway. Über diese Plattform können private Ökostromerzeuger ihren Überschuss an andere weiterverkaufen. Statt anonymen Strom zu beziehen, können sich die Kunden genau über die Erzeuger und Stromquellen informieren und direkten “Ökostrom vom Nachbarn” beziehen.

Pfandgeben – Flaschenpfand als soziales Projekt

In der zweiten Hälfte des Abends haben Mareike und Christoph als Vertreter ihres Teams ihr Projekt Pfandgeben vorgestellt. Über die dazugehörige App kann jeder ganz einfach Pfandflaschen für Bedürftige anbieten. Einfach angeben, wo und wann das Pfand abgeholt werden kann. Pfandnehmer können sich auf das Angebot melden und die Pfandflaschen direkt abholen. Pfandgeber sparen sich so den Weg zum Pfandautomaten und können gleichzeitig Gutes tun.

Christoph von pfandgeben.de stellt das Projekt vor und wie es funktioniert.
Mareike von pfandgeben.de stellt Ideen zur Finanzierung des nachhaltigenProjektes vor.

Patient Experience

Zum Thema Health & Wellbeing berichtete Jana Rockstroh von usability.de von einem gemeinsam Projekt mit Siemens Healthineers. Dabei ging es darum, das Erleben von Patienten, die ein bildgebendes diagnostisches Verfahren durchlaufen, z.B. ein MRT, ganzheitlich zu erheben und Problemstellen aufzudecken.

In Interviews mit Patienten, Radiologen und Hausärzten wurde festgestellt, dass die größten Probleme gar nicht die Untersuchung selbst betreffen, sondern davor oder danach auftreten. Dass Radiologen z.B. oft Informationen für die Vorbereitung der Untersuchung fehlen oder dass es für Patienten eine enorme psychische Belastung ist, wenn sie nach der Untersuchung 2 Wochen auf die Ergebnisse warten müssen. Die Ergebnisse sind in eine Patient Experience Map geflossen, aus der sich Potenziale für zukünftige Entwicklungen ableiten lassen.

Jana Rockstroh erklärt, wie man medizinische Produkte benutzerfreundlicher macht.

UX ins Unternehmen bringen

Zum Abschluss des Abends gab Steffen Weichert von usability.de einen Einblick in das Thema UX Management oder wie sich UX nachhaltig im Unternehmen verankern lässt. Nachdem er aufzeigte welche Aspekte eine Rolle spielen, wenn UX Teil des Unternehmens werden soll, stellte Steffen die sechs Stufen des UX-Reifegrad-Modells von usability.de vor.

Jede Stufe hat ihre eigenen Herausforderungen und Schwierigkeiten, für die passende Lösungen gefunden werden müssen. Im Anschluss sollten sich die Zuhörer in einer Live-Abstimmung selbst in eine der Stufen einordnen und es zeigte sich, dass sich der Großteil im mittleren Bereich bewegt. Meist gibt es bereits erste Bestrebungen in Sachen UX, der Weg bis zur vollen Integration von Usability und UX in die Unternehmensstrategie ist anscheinend noch sehr weit. Aber: Kulturwandel braucht Zeit. Entscheidend ist es, die richtigen Methoden und Wege zu finden, um das Thema im Unternehmen voran zu bringen.

Steffen Weichert erläuert das UX Reifegradmodell von usability.de

Fazit

Insgesamt war der World Usability Day 2019 ein voller Erfolg mit abwechslungsreichen und aktuellen Themen. Die Teilnehmer konnten so manche Anregung für den professionellen und vielleicht sogar den privaten Alltag mitnehmen. Der Hafven war die ideale Location mit toller Atmosphäre und leckeren Snacks.

Wir freuen uns schon aufs nächste Mal!     

Drinks und leckeres Fingerfood zum Abschluss.